Lyrik - Seeger

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Epigramme - Seeger
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Der Dichter

 

Vorwort zur zweiten Auflage ("Ein Sohn der Zeit")

Was wollen diese Lieder?
Fragt ihr. - Mein Herz erschrickt.
Wie Briefe schrieb ich sie nieder,
Die man an Freunde schickt.

Nicht nur der Schreiber und Sänger
Enthüllt, was im Herzen ihm schlief,
Die Seele der Briefempfänger,
Sie spiegelt sich mit im Brief.

Scharf hab' ich, ohne Wanken
Geschaut in die Nieren der Welt,
Gern hätt' ich alle ihre Gedanken
In Liedern an's Licht gestellt.

Geschaufelt hab' ich im Grunde
Der zukunftsschwangeren Zeit,
Sie birgt im tiefen Schlunde
Viel goldne Herrlichkeit.

Und konnt' ich sie nur erspähen
Im schimmerden Lichte des Traums,
Doch hab' ich die Wurzeln gesehen
Des sproßenden, jungen Baums.

Der Baum wird wachsen und steigen,
Schon hört mein ahnend Gemüth
Erschallen in seinen Zweigen
Der Freiheit hohes Lied.

Vorwort zur ersten Auflage ("Liederbuch")

Ich bin ein armer, unbekannter Dichter,
Und stelle mich mit keinem in die Schranken.
Zwei oder drei, die mir ein Lied verdanken,
Sonst denk ich nicht an Leser oder Richter.

Ich trage kein's der grämlichen Gesichter,
Bin nicht von den Zerrißnen, Seelenkranken;
Und war ich's auch, ihr dürft mich drum nicht zanken:
Stets sah ich durch die Wolken Himmelslichter.

So lang das Unglück mir geschnürt die Kehle,
Da war ich still, wie Vögel unter'm Wetter
Verstummt sich ducken unter Laub und Blätter,

In's Kissen weint' ich allen Gram der Seele.
Nun aber durch des Frühlings Freudensäle
Erschallen lass ich jubelnd mein Geschmetter.

Die Muse
Vorwort zur zweiten Auflage ("Liederbuch")

Die Muse lächelt, sie winkt mich heran,
Den alten entlaufenen Freier,
Und gerne phantasir' ich noch heut
Auf der lieben, alten Leier.

Verhaßt ist selten ein Freier den Frau'n
Aus alter Zeit, ein vergeßner,
Kehrt huldigend er zu der Göttin zurück
Als Priester oder Meßner.

Einladung

Jeden Strauß hab' ich gepflückt,
Den mir bot des Weges Rand
Jedes Körnchen aufgepickt,
Das auf meinem Flug ich fand.

Wenig hab' ich nur verträumt;
Was ich fand, was ich erstritt,
Niemals hab' ich mich gesäumt,
In der Tasche nahm ich's mit.

Und zum Heimathause bracht'
Ich vergnügt und selig still
Manche schmucke, bunte Fracht; -
Was daraus wohl werden will?

Schon dem Knaben sagten sie,
Wenn er seine Träume spann:
Seide spinnen werd' er nie, -
Was ich bringe, seht's Euch an.

"Seide? - Wolle kaum!" - Mag sein
Ihr verderbt mir nicht die Lust.
Heute noch, wie junger Wein,
Gährt es in des Mannes Brust.

Seht den grünen Wedel ihr?
Freunde, das bedeutet Wein!
Laßt es euch gefallen hier
Im Gemach voll Sonnenschein.

Freut den edlen Gast der Wein,
Freut den Wirth es noch viel mehr.
Und das Faß - nur all' herein! -
Heut und morgen wird's nicht leer!

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 26.03.00

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