„Mayerling * Requiem einer Liebe“ als CrossOverOpera
Zunächst entstand das Projekt unter der Maßgabe, ein opernnahes KammerMusical auf die Bühne zu bringen. Wenn aber ein veritabler Literat, der nebenher Literaturwissenschaftler ist, und ein klassisch geschulter Komponist, der nebenher Konzertpianistist, an ein solches Unterfangen gehen, kommt naturgemäß kein zeitgeistiges Musical aus den Federn. So entstand ein schwer einzuordnendes Werk, dem der Regisseur in einem spontanen Einfall die Gattungsbezeichnung CrossOverOpera gab, nicht wissend,dass diese im deutschsprachigen Raum völlig singuläre Bezeichnung international in jüngster Zeit schon verwendet wurde. Die Zeit scheint reif zu sein für Grenzgänger, Grenzüberschreiter...
Die Bezeichnung Crossover Opera ist - wie erwähnt - im englischsprachigen Bereich schon da oder dort gebräuchlich. So wurden beispielsweise „The Little Prince“ von Rachel Portman (2003 an der Houston Grand Opera uraufgeführt) oder auch „Hanulchum“ des Koreanischen Komponisten Yi Zong-gu (die im Dezember 2005 uraufgeführt wurde) von der internationalen Kulturpresse als die Crossover Opera tituliert; wobei im ersten Fall die Verschmelzung moderner Filmmusik mit dem klassischen Operngenre und im zweiten Fall der Brückenschlag zwischen westlicher Opernkomposition und östlichem Gesangs- und Tanzstil zu der Bezeichnung Crossover Opera führte.
Schauen wir etwas tiefer in die Wortbedeutung:
Oper dürfte relativ klar sein, wobei der engl. Begriff weiter ist als der deutsche; A Beggars Opera ist wirklich eine, manch ein Opernfreak wird allerdings sein Problem mit der Dreigroschenoper haben??! Ist eigentlich die West Side Story eine Oper, eine opera oder ein Musical?? (Vielleicht ist dies die erste CrossOverOpera??).
Fragen über Fragen. Die werden allerdings nicht kleiner, wenn wir uns das Adjektiv crossover vornehmen:
Im Allgemeinen wird in der Kulturszene heute die Verschmelzung, Verknüpfung, Überkreuzung oder gegenseitige Befruchtung der unterschiedlichen Stile, Gattungen, Arten oder auch Kulturen etc. als Crossover bezeichnet.
CrossOverOpera „Mayerling * Requiem einer Liebe“
In unsrem Fall handelt es sich:
- um eine gegenseitige Befruchtung unterschiedlicher Musikstile, neo-romantische Oper, Chanson, Schlager, Brecht-Weil-Song, Klavierstück, Kammermusik... etc.
- um eine Verschmelzung von Oper, Musical, Singspiel, Sprechtheater und Ballett
- um eine Verknüpfung eines unter der schmonzettigen Oberfläche vielschichtigen, d.h. mit vielen Bezügen und Assoziationen spielenden Librettos mit einer zunächst eingängig-ohrwurmigen, aber auf das zweite Hinhören vielschichtige, d.h. mit einer komplexen Harmonik und Rhythmik, mit historischen Bedeutungen von Tonarten (Bach!) und vielfältigen Anspielungen aufwartenden Komposition;
- um eine Überkreuzung eines unzeitgemäß geschriebenen Textes mit einer unzeitgemäß geschriebenen Musik, das mit seiner Uraufführung im aristokratischen Ambiente mit einer plastischen und malerischen Bühnenausstattung auf einer den ganzen Raum einbeziehenden Simultanbühne (an Stelle der Opern- oder Musical-üblichen Guckkastenbühne) zu einem zeitgemäßen, neuen Gesamtkunstwerk inszeniert wird.
Die beste Definition für eine CrossOverOpera ist:
„Mayerling * Requiem einer Liebe“ – Hingehen, Hinhören, Hinschauen, Eintauchen, Versinken... wow...
Uraufführung am 14. Februar 2006 auf Schloss Nordkirchen.