1
Ja,
ja! Nein, nein! So soll die Rede sein.
Das Vage, das Dazwischen ist vom Übel.
Nur Ja? nur Nein? Ein Drittes gibt es nicht?
Ein Drittes, Andres soll und darfs nicht geben!
Oh
doch: Da ist noch das Sowohl-Als-Auch...
So übel sind die Zwischentöne nicht;
und nur Schwarz-Weiß ist kaum Kontrast genug.
Die Welt mag grau in grau sein, schwarz-weiß? Nein!
Der Grauabstufungen gibts keine Grenzen.
Obwohl
Entscheidung oft notwendig ist,
wird kaum je Not durch ja, durch nein
gewendet.
Geschieden wird auch was verbunden ist,
durch ein Kontinuum jenseits des Logischen.
2
Nacht
oder Tag? die Dämmrung, welch ein Wunder...
Zartrosa, dunstig mild durchbricht am Morgen
Aurora stolz den Wolkenhorizont.
Vertreibt die finster-düstren Nachtgedanken.
Und
die Geschäftigkeit des Alltags fordert
die Schärfe des Verstands – und Urteilskraft.
Hier herrscht der Schatten, dort die Sonnenseite
ist vom Erfolg gefüllt, die Münze zählt;
und die im Schatten stehen, zählen nicht.
Des
Tages Schärfe muss ein Ende sein,
wenn sich glutrot am Abendhorizont
die Sonne sinkend mit dem Mond vermählt.
Oh Wunder der Verschmelzung, Yin im Yang!
3
Es
gibt Momente, die der Logik fremd sind
– hier ist die Welt im Normgerüst gebannt –,
da muss die Reaktion sofort erfolgen,
es hilft kein Zweifel, gilt kein Wankelmut.
Und
doch, der Not des Augenblicks gehorchend,
wenn schnelles Wagnis seidnen Faden schützt,
ist die Entscheidung ganz der Logik nah:
selbst wenn sie sich hernach als falsch herausstellt,
gilt nun Ja oder Nein, ein Drittes nicht.
Doch
Gott sei Dank sind die Momente selten,
der Mensch ist unfrei nur in der Gefahr,
sonst darf ers wägen, wagen, die Entscheidung
erst dann zu fällen, wenn die Zweifel ausgeräumt.
4
Und
wie stehts mit dem Herzen, den Gefühlen?
Kann hier Schwarz-Weiß, Ja-Nein, uns weiter helfen?
Liegt, ganz im Gegenteil, nicht in der Emotion
die Negation des tertium non datur.
Die
Liebe sagt bedingungslos ein Ja;
sie kennt nichts anderes, sie neigt sich zu.
Doch Eifersucht und Neid, die kennen nur
entsetzliche Verirrung, wirren Sprung
in kochendes, ja eisig kaltes Wasser.
Der
blinde Hass hingegen schreit sein Nein
und schreit und schreit es immerzu hinaus.
Kennt keinen Ausweg und weiß keine Antwort.
Dumpf schlägt er um in tiefste Depression.
5
Ja
selbst beim allerletzten Übertritt
;
wer mag entscheiden obs endgültig ist?
Kaum einer wagts, auf diese heikle Frage
ein klares Ja im Herzen auszusprechen.
Das
Leben, nur ein Spiel, ein grandioses,
dessen Regeln wir nie kennen werden,
oder nur ein Traum, nur ein Gedanke,
der in einem Gott geträumt, gedacht?
Dies Leben nur dies Leben nur dies Leben...?
Die
letzte Frage ist schon lang gestellt,
und nach dem knappen Nein folgt Religion,
dem ist dann wirklich nichts hinzuzufügen.
Nur eines ist gewiss: die Ungewissheit!