Ulrich v. W.

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Ulrich

von Winterstetten

 

19. Ulrich von Winterstetten

1. Sumer, dīner lieben künfte (KLD 59.XIV)

1 Sumer, dīner lieben künfte
bin ich frō, du hāst gewalt.
dīner hōhen sigenünfte
fröit sich anger und der walt.
5 in dem walde hoert man singen,
kleine vogel suoze erklingen,
ūf dem anger schōne entspringen
siht man bluomen manicvalt.
diu zīt wart nie sō wol gezieret:
10 ich hān des meien bluot erzwieret.
die wil ich prīsen mit gesange,
swie doch mīn kumber wert ze lange.
ich bin tump daz ich mīn langez leit den liuten singe.
manger sprichet 'seht, dest wār, ez wigt in harte ringe.'
15 ich waer sicherlīchen tōt, wan daz mich nert gedinge
daz ich noch den kumber mīn ze liebem ende bringe.
sol ich iemer frō bestān,
sō muoz Minne und diu vil minneclīche mich von sorgen lān.

2 Liehte bluomen, zīt des meien,
vogel singen hilfet niht.
sihe ich tanzen unde reien,
swes diu welt ze fröiden giht,
5 doch sō trūrent mir die sinne;
ungemüete wont mir inne,
sīt mir von der süezen Minne
weder liep noch trōst geschiht.
mich hāt der wessen Minne strāle
10 verwundet niht zem źrsten māle.
der alte kumber hāt mich sźre
verwunt: waz sol diu rede nu mźre?
Minne wil ir alten ungenāde an mir nu niuwen.
ich gelepte nie sō gar in kumberlīchen riuwen,
15 sī wil in sendem herzen grōze sorge briuwen:
der ich ie getriuwe was, diu wil mir nicht getriuwen.
sol ich iemer frō bestān,
sō muoz Minne und diu vil minneclīche mich von sorgen lān.

3 Mich nimt wunder ob diu reine
habe gesetzet in ir muot
daz si mich in herzen meine
sam si mit den ougen tuot.
5 seht, sō muoz ich gar verderben.
möhte ich lieben blic erwerben,
dar nāch in ir gruoze sterben,
sō waer doch daz ende guot.
si smāhet mich mit liehten ougen:
10 waer ich ir in ir herzen tougen,
sō müesten ougen nāch dem herzen
mir büezen kumberlīchen smerzen,
den ich nū vil lange hān von sus getānen sachen:
diu vil liebe wolte mir ze fröiden nie gelachen;
15 doch muoz ich ir mit gedanke nahtes dicke erwachen,
daz man möhte hoeren mir daz herze ūz jāmer krachen.
sol ich iemer frō bestān,
sō muoz Minne und diu vil minneclīche mich von sorgen lān.

4 Swā man minneclīche lachet,
hāt dā Minne niht gewalt,
sōst ir hōher prīs verswachet,
sol si dā sīn abe gezalt.
5 man mac wol an mīner frouwen
minneclīchez lachen schouwen.
ist diu minne an ir verhouwen,
sōst si doch dar nāch gestalt.
swer ir vil liehten ougen saehe,
10 wie der nāch mīnem sinne jaehe!
diu schoene hāt vil hōch gemüete,
kiusch unde rehte wībes güete.
in gesach nie schoener wīp und alsō wol gebāren,
in gesach sō rōten munt bī allen mīnen jāren,
15 in gesach nie wībes līp sō reinen und sō klāren;
doch kan sī wol mit gebaerden mannes herzen vāren.
sol ich iemer frō bestān,
sō muoz Minne und diu vil minneclīche mich von sorgen lān.

5 Ob diu liebe fürhtet sünde,
dem tuot sī doch niht gelīch.
hāt si guoter liute künde,
die sint mit ir sünden rīch,
5 daz sī ir niht gebent ze buoze
daz si müeste mir vil suoze
lachen unde in liebem gruoze
gen mir nīgen minneclīch.
ir bīhter hānt niht rehter sinne:
10 si geltent minne mit unminne;
sō wirt der sünde deste mźre.
si solten wīsen rehte lźre.
ob si mir ir gruoz verseit, der ich hān wol gesprochen,
sā zehant wirt minne mit unminne an mir gerochen.
15 sī hāt an getriuwem friunde triuwe gar zerbrochen;
dā von ist mīn hōher muot in leide gar betrochen.
sol ich iemer frō bestān,
sō muoz Minne und diu vil minneclīche mich von sorgen lān.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

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