Sulamith

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Sulamith

Hohe Lieder der Liebe

im Tone Salomos

 

Sulamith

"Oh, dass er mich nähre
mit seines Mundes Küssen.

Der berauschende Duft
deiner Liebe, deine Öle,
wie dein Name fließt,
weshalb Mädchen dich lieben –
sie müssen dich lieben.
Locke mich – eile mit mir!

Liebster, mein König
in deiner Kammer,
kosen wolln wir, ertrinken in Lust.
Was ist Wein und die Trunkenheit
gegen die Liebe, wie du sie gibst.

...

Wie kann ich Weingärten hüten,
wo doch mein eigener
unbehütet sein muss.

Du, Seelengeliebter,
wo lagerst du mittags
dich und deine Herde?
Was leide ich unter dem Blick
der anderen all."

"Du weißt es nicht,
Schönste der Schönen?

Folge der Herzspur.

Pharaos geschmückter Stute
gleichst du, meine Liebste.
Deine Wangen, dein Hals,
in den schaumgeborenen Tränen des Gottes,
golden und silbrig durchwirkt."

"Im Duft meiner Narde
speist der König,
und des Geliebten Myrrhe,
seine Zyperntrauben
umspielen die Brüste mir."

"Du Schönste, du Liebste,
die Turteltauben der Augen, wie schön."
"Geliebtester, Schönster – ganz mein."
"Gerichtet das Bett
auf blühendem Gras,
im Duftholz von Zedern,
bedacht von Wacholder."

"Die kleine Narzisse,
die Lilie der Ebene
lass mich dir sein."

"Oh Lilie unter den Dornen
du Liebste unter den andern."
"Oh Apfelbaum im Holz des Waldes,
Geliebter unter den anderen all.
Dein Schatten, mein Trost,
und die Süße der Frucht.

Berauscht hat er mich,
die Liebe gepflanzt in mich,
mit Wein mich gestärkt,
mit Äpfeln gelabt;

Krank bin ich
nach seiner Liebe.
Mein Haupt in der Linken
liebkost mich die Rechte.
Ihr Töchter Jerusalems,
stört mir die Liebe nicht,
Gazellen gleich weidend
im Wilden,
bis sie sich erfüllt.

Ruf des Geliebten!
Er ist es – er kommt,
Gazellen gleich springend
hinab ins Tal.
Da ist er
kaum fass ichs,
versteckt hinterm Fenster,
er öffnet den Mund,
der Geliebte; und spricht:"

"Erhebe dich, Liebste,
du Schönste der Schönen,
zum Schreiten.
Schau hin,
der Schnee ist geschmolzen,
der Regen versickert,
Blüten allüberall
Gesang in den Lüften;
das Turteln der Taube,
das Knospen der Feige;
der Reben Duft liegt in der Luft.
Erhebe dich, Liebste,
du Schönste der Schönen,
Zum Schreiten."

"Meine Taube will turteln,
verborgen noch im steinernen Fels;
lass mich dich schauen,
lass mich dich hören,
süß ist dein Wort,
noch süßer dein Anblick."

"Die wilden Füchse,
lass sie uns zämen,
den knospenden Weinberg
zerstören sie uns."

"Mein Geliebter ist mein,
ich bin ewig sein,
er weidet unter den Lilien.
Der Tag schließt seine Augen,
so komm du, mein Geliebter,
sei die Gazelle,
springend vom Berg,
und liebe mich.

Nächtens im Bett
suche ich ihn,
den Seelengeliebten;
suche ich ihn,
und finde ihn nicht.
Ich eile, nicht rastend,
durch Gassen, durch Straßen,
die Spur des Seelengeliebten
zu finden:
Umsonst ist die Suche.
‘Den Seelengeliebten,
habt ihr ihn gesehen?‘,
frag ich die Wächter
der nächtlichen Stadt.
Ich eile vorüber,
da finde ich ihn,
den Seelengeliebten.
Ich nehm ihn
und lass ihn nicht mehr,
bis wir auf dem Lager
der Mutter, die mich einst gebar;
die Liebe erleben.
Ihr Töchter Jerusalems, bitte!
ihr Töchter, stört nicht
die Rast der Gazellen,
stört nicht die Liebe,
bis sie sich erfüllt..."

...

"Du Schönste der Schönen,
du meine Liebste
bist schön.
Verborgen im Schleier
turteln die Tauben der Augen.
Die Ziegenherde der Haare ergießt sich
herab von den Höhen des Gilead.
Geschorene Schafe,
Zwillinge tragend und satt von der Schwemme,
das Weiß deiner Zähne.
Karmesinroter Schmuck deine Lippen,
ihr Wort und ihr Kuss.
Verborgen im Schleier
Granantapfelzartheit
der Frucht deiner Schläfen.
Dein Hals ist bewehrt
mit den Schilden, den Köchern der Krieger,
an Davids Turm.
Und – oh – wie sie spielen,
die Brüste, die kleinen,

Zwillinge einer Gazelle,
die unter Lilien weiden.
Und der Tag legt sich schlafen,
so eile ich, eile,
zum Berge der Myrrhen,
zum lockenden Hügel des Weihrauchs.
Du Schönste der Schönen,
du Liebste:
Alles an dir ist makellos schön.

...

Du Zauberin hast mir
die Sinne verwirrt;
oh Liebste, du hast
das Herz mir versehrt,
mit einem Blick deiner Augen,
dem Glitzern des Halsgeschmeids.
Deine Liebe, oh Liebste, ein Wunder,
deine Liebe berauscht mich
viel mehr als der Wein,
Und der Duft deiner Öle,
viel mehr als die Wohlgerüche der Erde.
Die Milch deiner Lippen,
Honigsüße der Zunge ---
der Duft des Libanon, blütenbesät,
In deinen Gewändern.

Dein Garten, oh Liebste,
verschlossen,
versiegelt sein Brunnen der Lust.
Du bist ein fruchtvoller Garten,
Granatäpfel leuchten,
es tränt die Narde der Zypernblumen,
Gewürze, Aloe, Kalmus und Zimt,
betören die Sinne im Balsamduft."

"Der Brunnen in meinem Garten
quillt über,
voll lebendigen Wassers
vom Libanon her.
Erwacht, oh ihr Winde,
du Nord und du Süd,
dass Balsamduft rege
die Sinne im Garten.
Dann komm, mein Geliebter,
in deinen Garten,
zu kosen die Früchte,
die alle dein!"

"Mein Garten, ich komme,
du Liebste, ich pflücke,
die Myrrhe, den Balsam,
denn alles ist mein;
die Honigwabe, ich lab mich daran;
ich trinke die Milch
und berausch mich am Wein."

"Ja komm, mein Geliebter,
und iss und trink,
berausche dich an unsrer Liebe!

Ich schlafe, ich träume,
es wacht mein Herz.
Sein Pochen mischt sich dem Klopfen der Türe,
da ruft der Geliebte:"
"Öffne mir, Liebste,
unschuldiges Täubchen,
öffne dich mir.
Ich bin feucht,
voller Tau,
und die Tropfen der Nacht
netzen mir Locken und Haupt."
"Das Kleid liegt am Boden,
soll ich mich bekleiden?
Die Füße gewaschen,
soll ich sie beschmutzen?
Die Hand des Geliebten
im Spalt der Türe:
Mein Körper sehnt sich.
Ich geh, dem Geliebten zu öffnen,
meine Finger, die Hände, sie tropfen
vom Öl zarter Myrrhen.
Doch wo – ich öffne –
wo ist der Geliebte?
Fort ist er, hinweg.
Meine Seele, mein Körper,
eilt, ihn zu suchen;
und findet ihn nicht.
Ich ruf ihn beim Namen,
er antwortet nicht.
Die Wächter der Stadt
sie finden mich, schlagen mich,
blutigen Umhang entreißen sie mir.

Jerusalems Töchter,
was sagt, wenn ihr findet
den Alles-Geliebte, ihr ihm?
Sagt:
Krank sei vor Liebe ich!"

‘Was ist dein Geliebter vor andern Geliebten,
du Schönste der Schönen;
was ist dein Geliebter vor andern Geliebten,
dass du so begehrst?‘

"Rot glänzt mein Geliebter,
und leuchtet vor andern Geliebten.
Wehende Dattelzweige sein Haar,
turtelnde Tauben am Wasser die Augen,
ein Beet voll Gewürze die Wangen,
myrrheduftende Lilien die Lippen,
edelsteinfunkelndes Gold seine Hände,
sein Körper Elfenbein, mit Saphiren besetzt,
Marmorsäulen die Schenkel auf Sockeln von Gold.
Wie des Libanons Zeder sein herrlicher Wuchs
und in seinem Gaumen die Süße des Lebens.
Das ist mein Geliebter,
ihr Töchter der Stadt."

‘Wohin ist der Geliebte,
du Schönste der Schönen,
wohin ist der Geliebte,
wo finden wir ihn?‘

"Mein Geliebter steigt in sein Innres hinab,
in den duftenden Garten,
die Lilien zu pflücken.
Mein Geliebter ist mein,
ich bin ewig sein,
er weidet unter den Lilien."

"Du Schönste der Schönen,
du meine Liebste,
bist schön wie Tirza,
der Stadt voller Gnaden,
Jerusalem gleich, und fruchtbar wie sie.
Wende den Blick,
mich verwirren die Augen.
Die Ziegenherde der Haare ergießt sich
herab von den Höhen des Gilead.
Geschorene Schafe,
Zwillinge tragend und satt von der Schwemme,
das Weiß deiner Zähne.
Verborgen im Schleier
Granatapfelzartheit
der Frucht deiner Schläfen.
Sechzig sind Königin
in Salomos Haus,
und achtzig der Frauen,
die Freude ihm bringen,
und zahllos die Mädchen. ---
Aber nur eine,
die turtelnde Taube,
ist sie, meine Liebste,
der Mutter einzige
und einzig geliebt.
Die Mädchen, die Frauen, die Königinnen,
preisen sie all:

‘Wer ist diese Fremde,
morgenrotleuchtend,
mondsilbrig glänzend,
glutrot gestirnt, nur dem Himmel gleich?
Drehe dich, drehe dich,
Sulamith, –
drehe dich, dreh dich für uns!‘

"Was wollt ihr denn schauen
an Sulamith?"

‘Den Tanz des Lagers wollen wir sehn,
die Schönheit des Schritts im zierlichen Schuh.
Das Geschmeide der biegenden Hüften,
Werk eines Künstlers.
Und des Schoßes Trinkschale,
nie ermangelnd des Trankes.
Der von Lilien umwundene
Weizen des Leibs.
Und das Spielen
der Brüste, der kleinen,
Zwillinge einer Gazelle.
Elfenbein-getürmt dein Hals,
darauf dein Haupt wie der Karmel strahlt,
und der Glanz deiner Augen,
das Tiefblau der Teiche von Hebron
am Tor von Beth-Rabbim.
Nach Damaskus blickt
deiner Nase Libanonturm.
Und das purpurne Leuchten
der Flechten des Haare,
darin sich ein König verstrickt.‘

"Wie sprechen von deiner Schönheit,
du Liebste, du Schöne in Lust?
Palmen gleich dein herrlicher Wuchs,
reife Trauben die Brüste.
Ich sinne – was tun?:
Ersteigen will ich die Palme,
ergreifen die Früchte.
Oh dass deine Brüste wie Trauben,
dein Atem wie duftende Äpfel,
dein Kuss wie trunken machender Wein ..."
"Oh Geliebter, oh trink ihn ..."
"Im Traum noch beben die Lippen."
"Ich bin dem Geliebten,
auch er liebt nur mich.
Komm, mein Geliebter,
ziehn wir ins Freie,
die Frühe des Weinbergs erleben,
das Knospen der Reben,
das Blühn des Granatapfelbaums. ---
Dort will ich mich ganz dir schenken.
Die Früchte der Liebe:
Für dich, mein Geliebter,
hab ich sie lange verwahrt.

Wärst du doch mein Bruder,
hättest die Brust meiner Mutter gesaugt!
Dann dürft ich dich herzen, dich küssen,
wo immer wir sind, ohne Spott.
Ins Haus meiner Mutter führte ich dich;
du lehrtest mich alles, alles, alles ...
und Würzwein, granatapfelsüß;
schenkt ich berauschend dir ein.
Mein Haupt in der Linken
liebkost mich die Rechte.
Ihr Töchter Jerusalems,
stört nicht die Liebe,
bis sie sich erfüllt ...!"

...

Unter dem Apfelbaum,
wo dich deine Mutter gebar,
hab ich dich erkannt,
dass du mich liebstest.

Lass mich deines Herzes Siegel sein,
der Siegelreif um deinen Arm.
Nur der Tod ist gewaltsam der Liebe gleich,
nur die Unterwelt gleicht ihrem Zwang.
Ihre Glut, ein Geheimnis – ihre Flamme von Gott.
Kein Wasser vermag sie zu löschen,
kein Strom ihre Kraft zu verzehren.
Und gäbe einer sein Gut, sie zu kaufen,
ein Narr wär er – Spott über ihn.

...

In Baal-Hamon besaß einen Weingarten
Salomo, üppig von Trauben behangen.
Tausend Schekel von Silber
war er ihm wert.
Doch mein Weingarten liegt mir zur Seite.
Dein seien die Tausend, oh Salomo,
und den Hütern der Früchte zweihundert.

Mein Turteltaube im Garten,
komm her,
lass mich deine Stimme Hören."

"Flieh herbei, mein Geliebter,
gazellengleich eile
über die Balsamberge ..."

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 16.04.00

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