Seifenblasen

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Seifenblasen

 

Selbstvergessen sitzt der kleine Bub im hohen Gras zwischen den Blüten der Margariten und den reifen Gräserrispen. Wieder und wieder tunkt er den kleinen Reif in den Becher voll Seifenlauge und lässt bunte Seifenblasen in den Sonnenhimmel steigen. Der sanfte Wind bläst die im Sonnenlicht glänzenden Ballons über die Wiese dem nahen Waldrand zu; die meisten verschwinden zwischen den Grashalmen in der Ferne. Dann und wann gelingt dem Bub eine besonders schöne, in den Farben des Regenbogens leuchtende Seifenblase, die von einem kräftigeren Windhauch in die Höhe, der Sonne zu, gehoben wird; bis sie zart zerplatzt, solange schaut ihr der Bub mit träumenden Augen nach. Dann versucht er eine noch schönere, noch leuchtendere zu blasen, wendet seine ganze Kunst auf. Und wenn es ihm im Verbund mit seinen Genossen Wind und Sonne gelingt, jauchzt er hell auf. Das zarte Zerplatzen macht Lust auf mehr.

Selbstvergessen sitzt der kleine Bub im hohen Gras zwischen den Blüten der Margariten und den reifen Gräserrispen; er ist mit sich und der Welt zufrieden.

 

Verzweifelt sitzt der reife Mann im Keller vor Bildschirm und Keyboard. Wieder und wieder gestaltet er Bewerbungsschreiben, feilt an seinem Lebenslauf und der Liste seiner Arbeitsschwerpunkte, um sie der Ausschreibung und der angestrebten Stelle gemäß zu formulieren. Die meisten verschwinden im undurchschaubaren Dschungel der Wirtschaft, Dienstleistungsbetriebe und öffentlichen Verwaltungen. Dann und wann - selten genug - gelingt dem Mann eine Bewerbung, die auf erste Resonanz stößt, an der scheinbar Gefallen gefunden wird; bis alle Hoffnungen zerplatzen, und die Unterlagen mit einem Standard-Schreiben zurückgesandt werden. Dann versucht er eine noch ausgefeiltere auf den Weg zu bringen. Und wenn es ihm im Verbund mit den Antichambrier-Bemühungen gelingt, einen Schritt nach vorne zu machen, keimt Hoffnung auf. Die Rückpost wirft ihn hart auf den Boden der Tatsachen zurück.

Verzweifelt sitzt der reife Mann im Keller vor Bildschirm und Keyboard; er weiß nicht, ob er und die Welt noch Zukunft haben.

Seifenblasen...

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 23.04.00

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