Neidhart

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Neidhart

 

(29.) Neidhart

1. Aus: Owź dirre sumerzīt (L 39,III und 'Trutzstrophe')

3 Wesse ich, wem ich solde klagen
mīnen grōzen ungemach,
den ich von in līde und lange her geliten hān!
swaz mir noch bī mīnen tagen
5 leides ie von in geschah,
dźst ein wint, wan daz mir nū der eine hāt getān.
owź, daz ich sol
nū min selbes laster rüegen!
mīner ougen wünne greif er an den füdenol.
10 tumber gouch, des mehte joch den keiser Friderīch genüegen.
hoener schimph gevellet nimmer guoten liuten wol.

'Trutzstrophe'

Her Nīthart, senftet iuwern zorn,
sīt daz ist alsō ergān,
daz sīn hant niht verrer kam wan ūf den vüdenol!
iuwer źre waere verlorn,
5 hete er sich sīn rehte verstān,
das sīn vinger waere gesnellet, dā man schimpfen sol.
iuwer herzeleit
sul wir iu ze guote bescheiden.
iuwer schande und iuwer laster waere worden breit,
10 waer diu hant volvarn, als ers doch het erdāht, er wilder heiden.
jā was sīn zīt, daz sī die fūst sō hōhe ūf gein im reit.


2. Freut iuch, wolgemuoten kint! (L 74)

1 Freut iuch, wolgemuoten kint!
uns wil des süezen meien wint
ergetzen der leide,
die der veige winter kalt,
5 uns hiure hāt getān.
freut iuch gegen der lieben zīt.
ez gruonet schōne widerstrīt
der walt und diu heide.
dicke liep nāch leide kumet.
10 dā gedenket an.
ungemüete machet alt.
hōher muot kan jungen.
des bin ich an ganzen fröuden worden balt.
des hat mich diu liebe diu guote betwungen.

2 Swaz ich bluomen ie gesach,
swaz ich rōsen ie gebrach
den sumer, den meien,
die sint ungelīch gevar
5 den rōsen die sī truoc
in ir schoezel, der sī mir
zeinem krenzel gap von ir!
die het sī geheien,
daz ich nie bekante mź
10 rōsen alsō kluoc.
rōsen ūz ir belgelīn.
volle niht entlochen,,
der wart mir ein krenzel ūf daz houbet mīn.
daz het ź diu liebe vil dicke versprochen.

3 Iemer müeze ich sīn ein diep,
sī mir niht daz krenzel liep.
sī sol mirz gehalten
sō sī aller beste ken,
5 daz siz ieman gebe,
wande ez mir sō rehte kumet
als ez mir selben sī gefrumet.
sīn reif ist gespalten
nāch der wünschelruoten stān.
10 geblüemet als ez lebe,
wol gestricket sunder nīt
ist ez ūf mīn houbet.
wizzent, ob siz krenzel iemen fürbaz gīt,
daz sī mich entźret, der sinne beroubet.

4 Man solz tugentlīch verstān
wie daz krenzel sī getān
sō lieplīch gestricket.
keiner bluomen ist sō vil
5 sō der brūnen dā.
niemen mirz verkźren sol.
nie kein krenzel wart sō wol
ze freuden geschicket.
swer das krenzel ūfe treit,
10 der wirt niemer grā.
saelic sī daz engerlīn
dā die bluomen springen.
dā mac ouch der reif vil wol gewahsen sīn.
sī sol nieman wan mir eine gelingen.

5 Swem von liebe liep geschiht
und diu liebe liebes giht,
swem liebe geliebet
der muoz liebe liebes jehen.
5 liebe machet stolzen līp,
liebe machet wol gestalt,
liebe ist rehter liebe balt.
diu liebe verdiebet.
lieber muoter liebez kint,
10 dem manne liebez wīp,
liebem bruoder swester liep
stelen kan diu liebe.
liep an rehtem liebe ist liebe ein tougendiep,
(wan) liep daz wirt an liebe durch liebe ze diebe.


3. Ich erwinde niemer, (L 75)

1 Ich erwinde niemer,
sīne werde mir.
einiu, heizet Diemel,
vil wol getrūwe ich ir.
5 ez mac ir niht versmāhen
des ich sī ie gebat.
sī sol sich niht vergāhen,
mīn velt gāt an ir trat.
Ekeman der roufet Ekemammen.
10 dā von sō habe ir rōten munt zesammen.

2 Ich het an sī gewendet
gar allen mīnen muot.
ich wānde ich hetez volendet.
sī sprach: 'wā ist daz guot?'
5 "ich kan iu niht gezeigen.
des mīnen guotes mźr
wan Riuwental mīn eigen.
daz brāht mīn muoter her.
frouwe, daz wil ich iu gippen gappen."
10 'herre, daz sult ir iu hippen happen.'

3 Der ich mich mit willen
ie ze dienste bōt,
an der hān ich ersehen
einen gürtel rōt.
5 swaz ich ir gewinke,
daz ist ir an mich zorn.
glesīn ist diu rinke,
von kupfer ist der dorn.
ich nam sīn war, ez was ein smaler rieme.
10 den brāhte ein ritter ir dā her von Wiene.

4 Ich kom ir nāch geslīchen
in ein fürholz.
ir fröide diu was michel
bī einem ritter stolz.
5 ich kom dar nāch gegangen.
des wart ich unfrō.
diu wīle werte unlange,
nider druht er sī dō.
er gap ir schiere in ir wīzen hentel
10 einez, heizet man den gimpel gempel.

5 Dō sī den gimpel gempel
in die hant genam,
sī sazte in an daz wempel.
er druhte in durch die gran.
5 'nū rüerā dū den hozel bozel vaste,
daz der gimpel gempel iht geraste.
urrā burrā, wer gāt dā?'


4. Ez verlōs ein ritter sīne scheide. (L 77)

1 Ez verlōs ein ritter sīne scheide.
dar umb wart einer frouwen alsō leide.
sī sprach: 'herre, ich wil iu eine līhen,
der wil sich mīn leider man verzīhen.
5 des ist niht lanc daz ers verwarf.
und kumt er mir der ir bedarf,
wie wol ich in dran handel!
dem gibe ich sī gar āne allen wandel.'

2 "Frouwe, lāt mich eine rede wizzen,
ob sī zuo dem orte iht sī verslizzen."
'nein sī, ūf mīn sźle und ūf mīn triuwe!
ich gap sī mīnem leiden man für niuwe.
5 sī ist dicke als ein bret,
niuwan an der einen stet,
dā ze dem hengelriemen.
daz enschadet iu noch ander niemen.'

3 Er wolt sīn mezzer in die scheide schieben.
dō begunde sich diu klinge biegen
her wider rehte gegen deme hefte;
doch brāht er sī drin mit sīner krefte.
5 schiere het er wider gezogen.
"ez habe ein swarziu krā gelogen,
wer solte des getrūwen?"
'zieht wider: diu würze ist noch niht gebrūwen!'

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

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