Reinmar d. A.

Home
Nach oben

 

 

Reinmar

der Alte

 

7. Reinmar der Alte

1. War kan iuwer schoener lîp (MF 195,37 Moser/Tervooren)

1 War kan iuwer schoener lîp?
wer hat iu, saelic vrouwe, den benomen?
ir wâret ein wunneclîchez wîp,
nu sint ir gar von iuwer varwe komen.
5 Dâst mir leit und müet mich sêre.
swer des schuldic sî, den velle got und nem im al sîn êre.

2 'Wâ von solt ich schoene sîn
und hôhes muotes als ein ander wîp?
ich hân des willen mîn
niht mêre wan sô vil, ob ich den lîp
5 Mac behüeten vor ir nîde,
die mich zîhent unde machent daz ich einen ritter mîde.

3 Solhe nôt und ander leit
hât mir der varwe ein michel teil benomen.
doch vröuwet mich sîn sicherheit,
daz er lobte, er wolte schiere komen.
5 Weste ich, ob ez alsô waere,
sô engehôrte ich nie vor maniger wîle mir ein lieber maere.

4 Ich gelache in iemer an,
kumt mir der tac, daz in mîn ouge ersiht.
wand ichs niht verlâzen kan
vor liebe, daz mir alsô wol geschiht.
5 E ich danne von im scheide,
sô mac ich sprechen 'gên wir brechen bluomen ûf der heide.'

5 Sol mir disiu sumerzît
mit manigem liehten tage alsô zergân,
daz er mir niht nâhen lît,
dur den ich alle ritter hân gelân,
5 Owê danne schoenes wîbes!
sôn kam ich nie vor leide in groezer angest mînes lîbes.

6 Mîne vriunde mir dicke sagent -
und liegent -, daz mîn niemer werde rât.
wol in, daz si mich sô klagent!
wie nâhen in mîn leit ze herzen gât!
5 Swenne er mich getroestet eine,
sô gesiht man wol, daz ich vil selten iemer iht geweine.'


2. Herre, wer hât sie begozzen (MFH Anm.S.313f Moser/Tervooren)

1 Herre, wer hât sie begozzen mit der milche und mit dem bluote?
ichn kan sie nimmer angesehen, mir enwerde wol ze muote.
Diu vil lôse guote,
ir loeselîchez mündelîn
5 benimet mir die sinne mîn,
daz ich nâch ir wuote.

2 In gesach mit mînen ougen nie kein mündelîn sô hêre.
si hât mich betwungen, swar ich landes var, daz ich muoz wider kêre.
Inneclîchen sêre
beiz si mich in mînen munt,
5 dô ich si kuste zuo einer stunt.
sie reizet alle unêre.

3 Weiz got, ich het ir daz bîzen nâch vergolten in der ôsterwochen.
sicherlîch, ich grîfe ir in daz
ouge, sô hân ich mich gerochen.
Waz hân ich gesprochen?
wirt sie des an mir gewar,
5 daz ich alsus mit zorne var,
sie kumet dâ her gekrochen.

4 'Wê mir sîn, daz er mich alsô sêre dröuwet, ez werde mir ze leide.
er mac lîhte waenen, daz ich sîn erbeite an einer heide,
Dâ wir uns beide
versuochen aller unser maht,
5 ich bringe in lîhte sigehaft,
ê denne uns ieman scheide.

5 Ich hete ime alle wîle vor gestân, ob mich diu huote lieze.
mîne vriunt die vörhtent, daz ich werde wunt mit sîme scharpfen
spieze.
Daz er mich erschieze,
des ich gar ân angest bin.
5 schiuzet er, sô stiche ich in,
sô sehe, waz ers genieze.'


3. West ich, wâ man vröide enpflaege (MF 182,34 Moser/Tervooren)

1 West ich, wâ man vröide enpflaege,
dar wolte ich - ine mac niht sus geleben -,
daz mir trûren gar gelaege:
dem wolt ich vil schiere ein ende geben.
5 Sol mîn vröide alsô zergân,
sone gebe ich niht dar umbe, swaz ich her gelebet hân.

2 Wil aber ieman guoter lachen,
der sô wunneclîchen sî gemuot,
der uns kunde frô gemachen,
dem vergultez got und waere guot.
5 E daz ich die lenge alsô
mit sorgen lebt, ich sturbe gerner, danne ich waere unvrô.

3 Nieman vrâge mir ze leide,
wes mîn tumbez herze vröuwe sich.
wil er, daz ichz ime bescheide
schône und minneclîche, daz tuon ich.
5 Mir ist liebes niht geschên.
ich dinge aber, ob ich ez verdiene, ez müge mir wol ergên.

4 Ich was ie vil ringes muotes,
unz ich eines wîbes rede vernam.
sî gehiez mir vil des goutes,
daz ich valschen dingen waere gram.
5 Nu waenet sî mich hân betrogen.
nu lône ir got: ich bin von ir genâden wol gezogen.

5 Die ich sô herzeclîche meine,
diu ist an güete ein ûzerwelter lîp.
sî ist ez, diu süeze reine,
diu mich troesten mac vür elliu wîp.
5 Wâ vunde ich, diu mir sô wol
geviele an allen dingen? niemer ich si vinden sol.

6 Wir suln alle vrouwen êren
umb ir güete und iemer sprechen wol
und ir vröide gerne mêren:
nieman êrte sî rehte ie vol.
5 Elliu vröide uns von in kumt,
und al der werlte hort uns ân ir trôst ze nihte frumt.

 


4. Mîn ougen wurden liebes alse vol (MF 194,18 Moser/Tervooren)

1 Mîn ougen wurden liebes alse vol,
dô ich die minneclîchen êrst gesach,
daz ez mir hiute und iemer mê tuot wol.
ein minneclîchez wunder dâ geschach:
5 Si gie mir alse sanfte dur mîn ougen,
daz sî sich in der enge niene stiez.
in mînem herzen sî sich nider liez,
dâ trage ich noch die werden inne tougen.

2 Lâ stên, lâ stân! waz tuost du, saelic wîp,
daz dû mich heimsuochest an der stat,
dar sô gewalteclîch wîbes
lîp
mit starker heimesuoche nie getrat?
5 Genâde, vrouwe! ich mac dir niht gestrîten.
mîn herze ist dir baz veile danne mir.
ez solde sîn bî mir, nu ist ez bî dir.
des muoz ich ûf genâde lônes bîten.

 

5. Zuo niuwen vröuden stât mîn muot (MF 203,10 Moser/Tervooren)

1 'Zuo niuwen vröiden stât mîn muot
vil schône' sprach ein schoenez wîp.
'ein ritter mînen willen tuot:
der hât geliebet mir den lîp.
5 Ich wil im iemer holder sîn
denne keinem mâge mîn.
ich getuon ime wîbes triuwe schîn.

2 Diu wîle schône mir zergât,
swenne er an mîme arme lît
und er mich zuo ime gevangen hât.
daz ist ein wunnenclîche zît.
5 Sô ist mîn trûren gar zergân
und bin al die wochen wol getân.
ei, waz ich denne vröuden hân!'


6. Ein lieplîch triuten (MFH Anm.S.303f Moser/Tervooren)

1 Ein lieplîch triuten und ein vriuntlîch umbevâhen
solt mir daz von ir geschehen,
ein küssen und dâ mite gâhen,
lieplîch in ir
ougen sehen,
5 süeze minne wolte ich brîsen
kaem ir
lîp mir alse nâhe,
allz mîn trûren waer gelegen.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

Wichtiger Hinweis zu allen Links dieser Seiten:
Mit Urteil vom 12. Mai 1998 - 312 O 85/98 - "Haftung für Links" hat das Landgericht (LG) Hamburg entschieden, dass man durch die Anbringung eines Links die Inhalte der eingebundenen Seite ggf. mit zu verantworten hat. Dies kann - so das LG - nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert.
Ohne auf die Diskussion um dieses Thema im WWW weiter einzugehen, wären wir selbstverständlich übel überrascht, auf den von uns verlinkten Seiten Dinge zu finden, von welchen wir uns ausdrücklich distanzieren müssten!