Ulrich v. L.

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Ulrich

von Liechtenstein

 

15. Ulrich von Liechtenstein

1. Sumervar ist nu gar (KLD 58.XXIX)

1 Sumervar
ist nu gar
heide velt
anger walt,
5 hie und dā
wīz, rōt, blā,
gel, brūn, grüen,
wol gestalt.
wünneclīch,
10 fröiden rīch
ist gar swaz diu erde treit.
saelic man,
swer sō kan
dienen daz sīn arebeit
15 im liebe geit.

2 Swem got gīt
daz er līt
lieber, der
mac wol sīn
5 sunder leit.
imst bereit
zaller zīt
meien schīn.
im ist wol,
10 swanne er sol
spiln der minne fröide spil.
fröiden leben
kan wol geben
werdiu minne swem si wil:
15 si hāt sīn vil.

3 Swem ein wīp
sīnen
līp
minneclīch
umbevāt,
5 ob der niht
saelden giht,
daz ist grōz
missetāt.
imst geschehen,
10 wil ers jehen,
dā von im wirt trūren kranc.
sunder meil
ist sīn heil,
swem von linden armen blanc
15 wirt umbevanc.

4 Saelden hort
ist ein wort
das ein kus
in gegīt,
5 sō ir spil
minne wil
spiln und liep
liebe līt.
ob dā iht
10 ougen liht
lieplīch sehen ein ander an?
jā für wār,
dā wirt gar
minneclīchen wol getān
15 swaz ieman kan.

5 Minnen solt
wirt geholt
volleclīch
dā ein man
5 unde ein wīp
umbe ir līp
lāzent vier
arme gān,
decke blōz.
10 fröide grōz
wirt dā beidenthalben kunt.
ob dā niht
mźr geschiht,
kleinvelhitzerōter munt
15 wirt minnen wunt,
dar nāch gesunt.


2. Disiu liet heizent frouwen tanz (KLD 58.XLVI)

1 Disiu liet heizent frouwen tanz:
diu sol nieman singen, ern sī frō.
swer mit zühten treit der fröiden kranz,
und dem sīn muot stāt von wīben hō,
5 dem erloube ich sī ze singen wol:
blīdeclīchen man si tanzen sol.

2 Trūren ist ze wāre niemen guot
wan dem einen der sīn sünde klaget,
hōhen lop erwirbet hōher muot.
guoten wīben hōchmuot wol behaget:
5 dā von wil ich immer mźre sīn
hōchgemuot durch dich guot frouwe mīn.

3 Fröide gibt mir dīn wol redender munt,
hōhen muot dīn reine senfte sit:
fröiden tou mir ūz des herzen grunt
kumt von dir in elliu mīniu lit.
5 got hāt sīnen flīz an dich geleit,
dā von dīn
līp źren krōne treit.

4 Liehtiu ougen, dā bī brūne brā,
hāstu und zwei rōtiu wängelīn.
schoene bistu hie und schoene dā.
brūn rōt wīz, der drīer varwe schīn
5 treit dīn hōchgeborner schoener līp.
tugende hāstu vil, guot wīplīch wīp.

5 Daz du alsō mange tugende hāst,
dā von bin ich alles trūrens frī.
sō du alsō schoeniu vor mir gāst,
sost mir alse ich in dem himel sī.
5 got sō schoenen engel nie gewan
den ich für dich wolde sehen an.


3. Wunneclīchen hōhe mīn gemüete (KLD 58.XLIII)

1 Wunneclīchen hōhe mīn gemüete
stāt. des habe mīn frouwe danc,
diu mir mit ir manicvalten güete
mīnen muot ie hōhe twanc.
5 diu vil reine süeze tuot mir sō
daz ich bin in aller zīt von herzen frō.

2 Diu vil guote zweier hande lachen
lachet, diu ich nennen wil.
diu kan sī sō minneclīchen machen,
daz si sint mīn herzen spil.
5 so ich ir süezer lachen einez sol
sehen, sō ist mir in dem herzen wol wol wol.

3 Einez sī mit rōsenvarwem munde
kan: daz ist sō minneclīch,
daz ein man dar inne fröide funde,
der ź nie wart fröiden rīch.
5 sīst der minne gernden meien zīt:
in ir lachen fröiden hort der süeze līt.

4 Lachen kan mīn tugentrīchiu frauwe
mit ir spilnden ougen sō,
swanne ich mich dar inne rehte schouwe,
daz ich bin von herzen frō.
5 swen ir ougen güetlīch lachent an,
der muoz immer sīn ein fröiden rīcher man.

5 Mit ir spilnden ougen lachen schōne
kan diu reine süeze wol.
des trag ich der hōhen fröiden krōne,
alse ir ougen touwes vol
5 werdent ūz ir reines herzen grunt,
von ir lachen: sā sō wirde ich minne wunt.

6 Ir vil kleinvelwīzer hals, ir kinne,
munt, brā, wängel, ougen liht,
ist der minnen spiegel, dā man inne
manger hande wunne siht.
5 solde ich in den süezen spiegel sehen
alle zīt, mir kunde nimmer baz geschehen.

7 Wolde got, sold ich ir hals, ir ougen,
brüstel, kinne, wängel, munt
mit ir guotem willen küssen tougen
hundert tūsent tūsent stunt!
5 manger giht, des waer mir alze vil,
der mit wīben niht kan spiln der minne spil.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

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