So nette Jahreszeiten
oder
Die Quadratur des Jahreskreises
Zu Joseph Haydn ‘Die Jahreszeiten’
Jahreszeiten I
Blaues Band?
Graues Band, es flattert
in der Luft
starker Duft
Presslufthammer rattert.
Autobahnbaustelle
nach dem Frost,
doch als Trost
vor der Urlaubswelle
Wache Triebe -
Zeit der Liebe -
Paarung ungeniert;
voller Dusel
kreist der Fusel:
Penner nicht mehr friert.
Jahreszeiten II
Sommeridyll
Körper glutvoll brüten;
endlos lange
Autoschlange:
Urlaubsfahrt nach Süden.
Ruhen alle Hände,
Zeitvertreiber,
Leib an Leiber,
endlos lange Strände.
Braune Haut -
Nussölduft -
Sonne brennt unsäglich;
zugebaut,
Großstadtluft:
Smog dampft unerträglich.
Jahreszeiten III
Spätlese
'Blätter fallen bunt...'
fröhlich singt es,
ja so klingt es
hell aus Kindermund.
Traube fault am Stock -
spät gelesen,
vorm Verwesen;
frostig schießts den Bock.
Eichenfass
gärt das Nass,
wird zu Alkohol.
Grüner Dunst:
Kellerkunst!
Süße Dank Glykol.
Jahreszeiten IV
Deutsches Asyl
Leise rieselt Schnee;
Schlittenfahrt -
kalt und hart ;
eisig liegt der See.
Friert der kleine Bub,
unerkannt -
Asylant,
keine warme Stub.
Stille Nacht,
heilge Nacht!
scheints aus allen Fenstern.
Friedensmacht?
Laut gelacht!
Fort mit den Gespenstern.